Stories & Interviews

Röster-Interview: Black Delight

Mein Name ist Ingo Drewitz, ich bin in Gifhorn geboren und lebe seit 1997 in Hamburg. Als Kaffeeröster bei Black Delight Kaffee bin ich seit Mitte 2019 für die Produktion des Röstkaffees zuständig. Nach 21 Jahren in der Werbung habe ich meine Leidenschaft Kaffee zum Beruf gemacht und das Kaffeerösten erlernt.

1. Zunächst einmal: Wie hat sich deine/eure Leidenschaft für Kaffee entwickelt?

Die Leidenschaft für guten Kaffee hat sich erst in Hamburg so richtig entwickelt. Es gibt hier einfach so viele Ecken, wo man guten Kaffee trinken kann und es gibt so viel verschiedene Kaffees zu entdecken. Den ersten Lieblingskaffee habe ich tatsächlich in dem alten Elbgold in Winterhude probiert, zu dem ich immer vor meiner damaligen Arbeit gegangen bin, um mit einem guten Kaffee in den Tag zu starten.
In dem alten Laden stand eine Röstmaschine neben dem Tresen, der manchmal auch in Betrieb war und ich habe mich immer gefragt wie das alles funktioniert und was da mit dem Kaffee passiert. Ich fand das Handwerk des Röstens also von Anfang an spannend. Leider gab es damals noch keine gute Literatur dazu, wo man sich hätte schlau machen können. Oder es gab sie und ich habe sie nicht gefunden, mag auch sein. Damals hätte ich wahrscheinlich nie gedacht, dass ich selbst einmal rösten werde. Die Liebe zum Kaffee war aber zu dem Zeitpunkt schon aufgeflammt.

2. Wie hast du/habt ihr (als Rösterei) diese Leidenschaft kultiviert?

Für uns als Rösterei und in unserem Team dreht sich alles um Optimierung und konstante Qualität. Wenn wir uns als Team für einen Kaffee entschieden haben und dann das Profil entwickeln, dann versuchen wir immer das Optimum aus dem Kaffee herauszukitzeln. Das ist die Arbeit, die uns als Team am meisten Spaß macht: Die Entwicklung des idealen Profils für einen Kaffee. Da gibt es dann auch immer viel zu cuppen und da ergänzen wir uns im Team auch sehr gut. Jeder kann seine Kompetenzen einbringen und so kommt fast immer etwas Gutes dabei raus.
Was uns auch wichtig ist, dass das Profil für jeden im Team reproduzierbar ist! Das gewährleistet eine konstante Qualität und auch eine gewisse Flexibilität, was unsere internen Planungen angeht. Da kann ich dann auch mal ausfallen und die Produktion geht unverändert weiter und wird vom Kollegen eins zu eins übernommen. Das klappt sehr gut.

3. Gibt es etwas in Bezug auf Kaffee, von dem ihr glaubt, dass ihr noch nicht genug wisst?

Wie viel Zeit habt Ihr denn so? Nein, Spaß! Da gibt es eine Menge, was wir nicht wissen. Man lernt quasi jeden Tag, mit jeder einzelnen Röstung, mit jedem neuen Kaffee etwas dazu. Das hört, glaube ich, nie auf. Und selbst die Kaffees, mit denen man jeden Tag zu tun hat, die halten ab und zu noch Überraschungen bereit, die man dann zu seinen Erfahrungen dazu packt.

4. Welcher eurer Blends ist eure Lieblingsmischung?

Ich kann jetzt nicht für meine Kollegen sprechen, aber ich mag unseren Beanice ganz gerne. Der Name des Blends ist schon ziemlich cool. Ein Dankeschön geht dabei an unseren Marketing-Freak Karl, dem der Name eingefallen ist. Den Namen des Blends gab es, glaube ich, sogar bevor der Blend fertig entwickelt war. Der Blend ist schokoladig, weich als Espresso und eignet sich für die „weißen“ Kaffees (Flat White, Latte Macchiato, Cappuccino etc…) besonders gut. Kommt immer gut an in der Kaffeebar und lässt sich gut rösten.

5. Wie würdet ihr eure persönliche Note bei der Kreation dieses Blends beschreiben?

Der Name ist da Programm. Das fängt bei der Wahl der Komponenten an. Ein hochwertiger Brasilianischer Natural mit Fruchtnoten, der auch als Single Origin ein guter Kaffee wäre. Dazu ein kolumbianischer gewaschener Kaffee mit einer interessanten und sehr ursprünglichen Herkunft, Direct Trade, der als Specialty Coffee einzuordnen ist. Also die beiden Bohnen sind schon ganz „nice“ und würden einen guten Blend ergeben, aber mit einem Robusta aus Uganda als Fundament und Erdung des Ganzen, das rundet alles einfach ab. Das Ganze dann nicht zu dunkel geröstet, damit die Aromen von Steinfrüchten noch durchklingen. Dazu kommen Noten von Walnuss und Kakao. Der Beanice ist sehr weich mit Vanillenoten und hat keine übermäßige Säure.

6. Was ist die erste Erinnerung, die dir/euch im Zusammenhang mit den Aromen im Kaffee in den Sinn kommt?

Wenn ich als Kind mit meiner Mutter zum Einkaufen gegangen bin. Damals ist man ja oft in einen Tchibo oder ähnliches gegangen. Bei diesen Erinnerungen kommt mir immer dieser typische Geruch von gemahlenem Kaffee in den Sinn. Den fand ich immer super. Wenn William, mein Kollege, vor dem Verpacken in der Rösterei den Kaffee mahlen muss und der Geruch zieht zu mir rüber, dann ist das schon ein bisschen wie damals. Nur, dass der Kaffee jetzt noch sehr viel besser riecht.

7. Welches ist der schönste Ort, an dem du/ihr je einen Kaffee getrunken hast/habt?

Für mich gibt es da keinen besseren Platz als in den Dünen Dänemarks an der Küste Westjüdlands. Ein sonniger Morgen auf der Terrasse, ein guter Natural in der Hand, dazu der Blick auf die Dünen, Möwen, die kreischen, das Rauschen der Nordsee, Happy Place. Pures Glück. Da habt ihr jetzt sicher etwas wie an einer äthiopischen Washing Station oder im kolumbianischen Regenwald oder Ähnliches gedacht… Sorry, leider nicht.

8. Wie/wo/wann/mit wem genießt du Kaffee normalerweise am meisten?

Ich treffe mich regelmäßig mit einem sehr guten Freund, der auch einen guten Kaffee zu schätzen weiß. Da probieren wir dann immer mal wieder etwas Neues aus. Oft sind wir in der Neustadt in dem kleinen Café von den Public Coffee Roasters, mit denen ich den ersten richtigen Kontakt zur Hamburger Kaffeeszene hatte. Natürlich bin auch viel und gerne in unserer Kaffeebar von Black Delight. Denn da gibt es neben gutem Kaffee auch immer sehr angenehme Menschen zu treffen. Und so sehe ich mal die Reaktionen auf meine „Arbeit“. 😉 Das tut gut.

9. Was ist deiner/eurer Meinung nach der beste Kaffee, den du/ihr je getrunken hast?

Ich hoffe, dass der beste Kaffee noch vor mir liegt. Einige sehr gute Kaffees gab es aber schon. Ein Ranking habe ich da aber nicht und ich wüsste jetzt auch nicht, welchen Kaffee ich da hervorheben möchte. Kaffees können ja auch auf so viele Arten und Weisen gut sein. Daher gibt es für mich nicht den Einen.

10. Welchen Rat würdest du einer Person geben, die anfängt, die Welt der Kaffeebohnen und des Röstens zu erkunden?

Vielleicht einfach rausgehen und Kaffee trinken, sich nicht auf ein Café festlegen, sondern alles mal ausprobieren. Immer wenn ich in einer neuen Stadt bin, suche ich mir die besten Cafés raus und versuche, dort einen Kaffee zu trinken. Dann, einfach mal tiefer mit dem Thema beschäftigen, d.h. alles lesen, was einem in die Finger kommt. Und wenn Dir ein Kaffee oder eine Rösterei gefällt, dann einfach mal anschreiben und fragen, ob man sich das Ganze mal angucken darf. Mehr als ein „Nein“ kann man sich dazu nicht einfangen. Es gibt zwar Röster, die sich nicht gerne in die Karten gucken lassen, aber es gibt auch andere, die gerne Erfahrungen oder Wissen teilen oder gerne fachsimpeln und ein gutes Gespräch über Kaffee nicht scheuen.

11. Gibt es eine berühmte Person, die euren Kaffee probiert hat und worauf ihr stolz wart? Warum? Und wem würdest du mal einen Kaffee anbieten?

Ich bin immer stolz, wenn jemand sagt, dass er unseren Kaffee gut findet oder dieser ihm/ihr geschmeckt hat. Da bin ich vielleicht auch einfach noch nicht lang genug dabei, um mir die Rosinen rauszupicken und zu sagen, die/der soll mal einen Kaffee von mir probieren. Ich freue mich einfach über positives Feedback, egal von wem.

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