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Kaffee und Tasse gehen – schon rein begrifflich – Hand in Hand. Dass Pappbecher den Kaffeegenuss nicht gerade fördern, wissen wohl die meisten. Schwieriger wird es da schon bei der Frage, ob Porzellan, Keramik oder Glas zu bevorzugen sind. Welches Material eignet sich am ehesten für Kaffeetassen und welche weiteren Faktoren spielen bei der Auswahl des richtigen Trinkgefäßes eine Rolle? Fragen, denen wir einmal etwas genauer nachgehen wollen.
Ob Schale, Becher, Kelch oder Glas – kein Trinkgefäß wird so eng mit Kaffee assoziiert wie die Tasse. Auch wenn wir heute vielen Formen die Bezeichnung „Tasse“ geben, macht per Definition der Henkel die Tasse.
Schon vor über 10.000 Jahren tranken Menschen aus geschnitzten Gefäßen aus Holz oder Tierknochen ihre kalten und heißen Getränke. Nicht alle dieser Behältnisse hatten einen Henkel. Gerade bei heißen Getränken stellte sich ein Henkel als vorteilhaft heraus. Das Wort „Tasse“, im Deutschen ein Lehnwort aus dem Französischen „tasse“, hat seine eigene Geschichte. Sie lässt sich über das arabische طاس ṭās, Schälchen, Napf bis zum persischen Wort tašt, Becken, Schale, zurückverfolgen. Die ersten Tassen stammen wohl aus dem China der Tang-Dynastie, die zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert das Reich der Mitte regierte. Nach Europa gelangte dieses Material erst im 17. Jahrhundert, wurde aber fortan auch hier produziert, wie beispielsweise in Meißen.
In unserem Cappuccino-Dialog #8 mit Lisa Keller von Kahla Porzellan haben wir bereits die verschiedenen Kaffeetassen-Varianten besprochen, hört doch mal rein!
Heute kennen wir für jede Zubereitungsart spezifische Tassen. Espresso in der kleinen Demitasse, Milchkaffee in der Schale und Filterkaffee im Pott. Interessanterweise scheinen die Formen Erwartungen an bestimmte Geschmacksrichtungen zu erregen, wie eine Studie zeigt. Studienteilnehmer:innen assoziierten mit kleinen Tassen eher bitteren und intensiven, mit großen Tassen milderen, süßeren Kaffee.
Ob nun also Flöte, Tulpe oder Glocke: Die Form hat zumindest Auswirkung darauf, welchen Geschmack wir von dem darin befindlichen Getränk erwarten. Schauen wir uns einmal die Formen für die verschiedenen Zubereitungsarten an.
Dank des hohen Röstgrads der Bohnen und der hohen Koffeindichte ist Espresso ein äußerst intensives Geschmackserlebnis. Die Größe der Espressotassen spiegelt dies wider.
Als Espresso Anfang des letzten Jahrhunderts in Mode kam, verwendete man noch Mokkatassen. Eine gute Espresso Demitasse ist dickwandig, umfasst 60-90 ml und bietet genug Platz, um einen einfachen Espresso zum Doppio, Americano, Lungo oder Macchiato aufzustocken.
Espresso sollte bei der Extraktion etwa 92 °C heiß sein, beim Trinken allerdings in einem Temperaturbereich von 62-65 °C liegen. Im Optimalfall sollten Espressotassen also den kleinen Kaffeeshot möglichst lange warm halten und die charakteristische Crema vor dem schnellen Zerfallen bewahren. Hitzebeständige Materialien wie Porzellan, Keramik oder doppelwandiges Glas eignen sich gut. Die gängigste Form ist die konische, sich nach unten hin verjüngende „Tulpe“.
Profitipp: Die kleinen Tassen vorwärmen, so hält das Getränk nicht nur länger die gewünschte Trinktemperatur, sondern hat auch den optimalen Geschmack, da bei der Extraktion die Wärme nicht an die Tasse abgegeben wird.
Der unbestrittene Star beim Cappuccino ist die verführerisch fluffige Milchschaumschicht. Sie sitzt klassischerweise auf der Basis eines einfachen Espressos. Typischerweise umfasst ein Cappuccino die Füllmenge von 200 bis maximal 300 ml.
Auch hier empfiehlt sich eine dickwandige Tasse, die die Wärme lange halten kann. Die gängigste Form für Espressotassen ist rund nach oben hin verbreiternd. Mit dieser Form behält der Milchschaum eher seine Feinporigkeit und erleichtert Hobby-Baristas das Kreieren von Latte Art.
Latte Macchiato, der häufig verwechselte Zwillingsbruder des Cappuccino, setzt sich zwar aus den gleichen Zutaten zusammen, wird jedoch in anderer Reihenfolge zusammengestellt und mit etwas anders geschäumter Milch veredelt.
Da Latte Macchiato sich nur dann so nennen darf, wenn die drei Schichten Milch, Espresso und Milchschaum optisch klar voneinander unterscheidbar sind, kommt dieses Getränk besonders in einem hohen durchsichtigen Glas von etwa 300 ml zur Geltung.
Da die Temperatur wegen des hohen Anteils heißer Milch nicht so schnell abzukühlen droht, ist Wärmeerhaltung kein so großes Thema. Allerdings empfiehlt sich auch hier ein dickwandiges Gefäß.
Café Creme und Filterkaffee sind ein unaufdringlicher und vielseitiger Kaffeegenuss. Sie werden gerne im Pott mit 180 -220 ml serviert und bieten dank Milch, Sahne und Zucker viel Raum zum Individualisieren.
Bei der Frage nach dem Material sind drei Faktoren von entscheidender Bedeutung:
Neben dem Klassiker Porzellan wird gerne Keramik, Glas, Emaille oder auch Metall eingesetzt. Schauen wir uns einmal genauer an, welche Eigenschaften die verschiedenen Materialien besitzen.
Porzellan ist robust, geschmacksneutral und edel. Seine Geschichte reicht bis ins China des 7. Jahrhunderts zurück. Nach Europa gelangte es erst nach 1600. In Deutschland machte Friedrich Böttger Anfang des 18. Jahrhunderts die ersten Versuche, Porzellan herzustellen. Sein Projekt mündete in die Gründung der weltberühmten Meissener Porzellan Manufaktur.
Wegen seiner Beschaffenheit hält Porzellan beständig hohe Temperaturen. Beim Brennvorgang bei über 1200 °C bilden sich kleinste Luftbläschen. Diese sind für den isolierenden Effekt verantwortlich. Porzellan reagiert zudem unempfindlich auf basische und saure Stoffe, letzteres vor allem bei Kaffee ein großer Vorteil. So nehmen die Tassen aus Porzellan auch nach langem Gebrauch nicht ungewünschte fremde Geschmäcker an.
Als Keramik bezeichnet man gebranntes Material aus Ton oder Erden. Porzellan ist strenggenommen eine Unterart der Keramik. Ähnlich wie dieses, weist Keramik gute thermische Eigenschaften auf. Keramik kommt glasiert oder unglasiert daher und wird wegen ihrer Ästhetik geschätzt: Beim Brennvorgang entstehen viele kleine Risse, die Keramik bald einen speziellen Look verleihen. Wegen dieser materiellen Eigenheit ist Keramik aber auch nicht so langlebig wie Porzellan.
Beim Latte Macchiato die klassische Wahl kommt Glas inzwischen auch bei anderen Kaffeespezialitäten mehr und mehr in Mode. Auch De’Longhi hat eine Kollektion von Kaffeegläsern. Gerade bei Espresso setzt ein durchsichtiges Glas die schöne Farbe und Textur des Getränks gut in Szene. Und zeigt: Das Auge trinkt mit.
Geht es um die wärmehaltenden Eigenschaften von Glas, so muss es Keramik und Porzellan den Vortritt lassen. Doppelwandiges Glas aus Borosilikat oder Kristall erzielt beim Warmhalten von Getränken aber ebenfalls gute Ergebnisse. So ist Glas eine schicke und stylische Alternative zum ehrwürdigen Porzellan.
Pappe, Plastik oder diverse Kunststoffe auf Stärkebasis konnten sich in den letzten Jahren dank des Coffee-to-go etablieren. Leider empfehlen sich diese Materialien nicht, wenn es um den Genuss von Kaffee geht. Weder halten sie das Getränk lange warm, noch isolieren sie nach außen gut, sodass die Kontakthitze besonders anfangs das Handling erschwert. Zudem sind sie nicht geschmacksneutral, sodass der Geschmack des darin enthaltenen Getränks stark verfälscht oder übertönt wird. Zudem ist das Wegwerfen der Pappbecher zu einem echten Umweltproblem geworden.
Viele greifen aus diesen Gründen zum Thermobecher. Hier besteht die Gefahr, die oben angesprochenen Probleme überzukorrigieren: Zwar besteht hier keine gefährliche Kontakthitze, die Getränke in Thermogefäßen bleiben aber teils auch noch nach Stunden brütend heiß, so dass die Gefahr besteht, sich im Mundraum zu verbrennen. Wer sicher gehen will, trinkt seine Getränke nicht über 65 °C. In unserem Espresso Shot #9 haben wir mit Lisa Keller von Kahla Porzellan gesprochen, die aus diesem Grund einen Thermobecher aus Porzellan entworfen hat.
Besonders in stylishen Cafés gilt Emaille und Metall als Alternative zum Porzellan. Hierbei steht besonders der Look im Vordergrund, der an das Heimelige eines Camping-Urlaubs erinnert. Leider können diese Stoffe weder beim Thema Geschmacksneutralität noch bei der Wärmeerhaltung punkten.
Die Kaffeetasse ist das wohl unverzichtbarste Accessoire. Welches Material Sie letztlich wählen, bleibt dem persönlichen Geschmack überlassen. Wer seinen Kaffee ohnehin im Eiltempo wegkippt, muss auf die thermischen Eigenschaften des Trinkgefäßes nicht groß achten und sollte eher aufpassen sich nicht zu verbrennen.
Wer sich zum Genuss des Kaffees etwas mehr Zeit nimmt und das Beste aus dem köstlich extrahierten Kaffee herausholen möchte, ohne den Geschmack zu verfälschen, sollte auf eine hohe Qualität der gewählten Tassen achten. Mit Porzellan, Keramik und doppelwandigem Glas begeht man aber sicher keinen Fehler.
Daneben gibt es zahlreiche Accessoires, mit denen man seinem Getränk einen besonderen Touch verleihen kann. Ein Kakaostreuer zum einfachen Aufmotzen jeder Milchmischvariante oder ein stylisher Tamper, der nicht nur den Kaffee perfekt verteilt, sondern auch noch gut in der Küche aussieht. Wer seinen Kaffeegenuss den letzten Schliff verpassen möchte, sollte sich unser Kaffeezubehör einmal etwas genauer ansehen.
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