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Kaffeehaus-Kultur: Wie Kaffee das gesellschaftliche Leben prägt

Sich mit Freunden auf einen Kaffee treffen oder mit dem Barista über die neuesten Bohnensorten fachsimpeln: Unsere heutigen Coffee Shops und Spezialitätencafés sind ohne die ersten europäischen Kaffeehäuser undenkbar. Im 17.Jahrhundert entstanden in Großstädten wie Wien, Paris, Prag oder Budapest die ersten traditionellen Kaffeehäuser, die bis heute etablierte Institutionen sind. Nicht umsonst zählt die Wiener Kaffeehauskultur seit 2011 zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO. Dabei gehört mehr zur Kaffeehaus-Kultur als Kaffee trinken in zumeist prunkvoll gestalteten Räumlichkeiten: Das Lesen, Debattieren und Spielen stand auf der Tagesordnung. So prägten Kaffeehäuser das gesellschaftliche Leben als Orte des politischen, philosophischen wie kulturellen Austauschs. Hier kamen Intellektuelle, Literat:innen oder Künstler:innen zusammen, um über die verschiedensten Themen ihrer Zeit zu sprechen.

Vom Kaffeeklatsch zum Coffee Shop

Mit Beginn der Industrialisierung avancierte der Kaffee zum Volksgetränk und hielt als Muntermacher der Arbeiter Einzug in die Haushalte. Während und nach den Weltkriegen wurde Kaffee erneut zum Luxusgut. Kaffeetrinken blieb lange Zeit etwas Besonderes und wurde mit speziellem Kaffeegeschirr und Kuchen an Sonn- und Feiertagen zelebriert. Dabei unterhielt man sich über Neuigkeiten und Gerüchte – damit war der Kaffeeklatsch geboren.

Cafés und Spezialitätenbars existieren im Land der bekennenden Filterkaffee-Liebhaber, die ihren Kaffee gern daheim trinken, noch nicht all zu lange. Vor gut 50 Jahren kam mit den ersten Espressobars Bewegung in die deutsche Kaffeewelt: Kaffeespezialitäten wie Cappuccino, Latte Macchiato oder Café au Lait machen dem klassischen Filterkaffee Konkurrenz und eroberten sich ihren begehrten Platz auf den Getränkekarten. Nicht nur der Kaffee, sondern auch seine Zubereitungsarten wurden mit French press, Espressokocher und Vollautomaten vielseitig.

 

Wie steht es heute um die Kaffeehaus-Szene?

Immer mehr Menschen setzen sich mit ihrem Kaffee und der Maschine intensiver auseinander. Die gesamte Wertschöpfungskette gerät in den Fokus, Specialty Coffees sind gefragter denn je und viele Kaffeefans versuchen sich auch als Heim-Barista in den eigenen vier Wänden. Diese gestiegene Aufmerksamkeit und Wertschätzung für guten Kaffee geht einher mit der Entwicklung der Coffee Shop-Kultur.

Dabei ist und bleibt der Coffee Shop erste Anlaufstelle für den Austausch – nicht nur rund ums Thema Kaffee. Hier trifft man sich auf einen Kaffee mit Freund:innen um über Neuigkeiten und die großen und kleinen Dinge im gegenseitigen Leben zu sprechen. Auch die Mitarbeiter:innen vor Ort sind mehr als nur Servicepersonal und reichern mit Kaffee-Diskussionen und -Gesprächen den Alltag vieler Menschen an. Und gerade mit den Schließungen der Cafés in den letzten Monaten wird klar: Da fehlt noch etwas. Denn Coffee Shops haben nichts von ihrer sozialen Bedeutung eingebüßt.