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Fakten und Mythen: Ist Kaffee im Sommer wirklich ungesund?

Endlich ist der Sommer da! Neben entspannten Grillabenden mit Freunden und der nötigen Abkühlung im Schwimmbad bedeutet das vor allem eines: Hitze. Da bei den hohen Temperaturen selbst kühle Köpfe ins Schwitzen geraten, gilt es, stets genug zu trinken. Doch was bedeutet das für Kaffeeliebhaber? Kaffee soll dem Körper Wasser entziehen. Ist es da nicht besser, an heißen Sommertagen auf Kaffee zu verzichten?

Kaffee bei heißen Temperaturen – geht das?

Kaffee zählt mit etwa 150 Litern Durchschnittsverbrauch pro Jahr und Kopf zu den beliebtesten Getränken in Deutschland. Dabei genießt das Getränk in Hinblick auf gesundheitliche Aspekte nicht den besten Ruf. Gerade bei heißen Temperaturen soll Kaffee gemieden werden. Doch was ist dran an diesen Vorurteilen? Sollten wir unseren Koffeinbedarf im Sommer überdenken? Die geläufigsten Fragen, Mythen und Fakten dazu nehmen wir einmal etwas genauer unter die Lupe.

Entzieht Kaffee dem Körper im Sommer zu viel Wasser?

Kaffee gilt als harntreibend. Entsprechend ist immer wieder die Empfehlung zu lesen, im Sommer lieber auf den Kaffeekonsum zu verzichten oder ihn mit zusätzlicher Wasseraufnahme auszugleichen. Diese Aussage gilt aber inzwischen als widerlegt.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) kann Kaffee in der Flüssigkeitsbilanz wie jedes andere Getränk behandelt werden. Der erwähnte harntreibende Effekt lässt sich mit dem im Kaffee enthaltenen Wasser erklären.

Um diesen Befund zu stützen und Kaffee als Flüssigkeitsräuber zu entlasten, braucht man nur auf die Kaffee-Kultur in wärmeren Ländern wie z. B. Italien, der Türkei oder Äthiopien zu blicken. Dort ist der Kaffeegenuss teils seit Jahrhunderten eng mit der Geschichte und Kultur der jeweiligen Länder verbunden und wird zudem warm bevorzugt. Aus gutem Grund: Denn das Trinken warmer Getränke treibt die Schweißbildung an und unterstützt so die Abkühlung des Körpers.

Kaffee erhöht den Blutdruck

Koffein hat eine anregende Wirkung. Es soll aber auch die Gefäße verengen und damit den Blutdruck erhöhen. Gerade bei großer Hitze sind ein rasender Puls und daraus resultierende Kopfschmerzen keine angenehme Vorstellung.

Es ist zwar richtig, dass Kaffee den Blutdruck erhöht, doch ist das Ausmaß laut der Deutschen Herzstiftung nur gering. So steigt der Blutdruck für maximal 30 Minuten um zirka 10 bis 20 mmHG an. Ein Effekt, der durch regelmäßigen Konsum und Gewöhnung schwächer ausfällt. Manche Studien bezweifeln gar einen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und hohem Blutdruck. Das Kaffeetrinken unter dem Gesichtspunkt des Blutdrucks ist im Sommer nicht nur unbedenklich, ein moderater Kaffeekonsum wirkt sich sogar positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus.

Positive Effekte des Kaffeetrinkens

Die Bedenken gegenüber dem Genuss von Kaffee im Sommer sind unbegründet. Im Gegenteil: Der Kaffeekonsum kann sogar einige gesundheitsförderliche Nebenwirkungen für sich in Anspruch nehmen:

  • Koffein ist ein Muntermacher, der Antrieb und Konzentration unterstützt und positive Auswirkungen auf das Langzeitgedächtnis hat.
  • Kaffee hat einen positiven Effekt auf den Leberstoffwechsel.
  • Der Kaffeegenuss soll das Risiko, an Parkinson, Diabetes, Alzheimer oder Depressionen zu erkranken, verringern.
  • Einer Studie zufolge soll Kaffee das menschliche Erbgut vor Schäden schützen. In dieser wurde der Einfluss von Kaffee gegenüber dem von Wasser auf die DNA von 84 Männern untersucht. Nach vier Wochen zeigte sich, dass die Erbsubstanz der Männer mit moderatem Kaffeekonsum weniger beschädigt war, als die der Wassertrinker.

 

Wie die Menschen in heißen Regionen ihren Kaffee trinken

Kaffee-Enthusiasten haben heutzutage die Qual der Wahl: Vom Espresso über Latte Macchiato, Cappuccino, türkischem Kaffee bis hin zu Eiskaffee ist alles vertreten. Auch an heißen Sommertagen greifen hierzulande allerdings die meisten zu ihrem geliebten Filterkaffee. Doch wie sieht es in Ländern aus, in denen es im Sommer noch heißer wird? Welche Rituale und Zubereitungsmethoden haben sich dort entwickelt?

  • Italien
    Italien und der Kaffee haben eine innige Beziehung. Als Ursprungsland des modernen, westlichen Kaffeegenusses ist das Land die Heimat einer Vielzahl von spannenden Zubereitungen: Ob in der Moka-Kanne, als Cappuccino, Latte Macchiato, Ristretto, Affogato – Kaffee ist allgegenwärtig, vielfältig, schmackhaft und wird häufig im Stehen am Tresen getrunken. Zweifelsohne aber sticht Espresso als das Vorzeigeprodukt italienischer Kaffeekultur heraus. Denn: wer in Italien „un caffè“ bestellt, bekommt meist einen Espresso serviert. Auch die heißen Sommertage dämpfen den Genuss der Italiener am Kaffee nicht.
  • Äthiopien
    Äthiopien gilt als mythischer Ursprungsort der Kaffeepflanze [LINK TO: „Geschichte des Kaffee“]. Die traditionelle Zubereitung der Kaffeebohnen nennt sich „Bunna“. In einem einstündigen Prozess werden die Bohnen zunächst gewaschen und anschließend über offenem Feuer geröstet und im Anschluss in einem äthiopischen Jebena-Topf mit heißem Wasser gekocht. Das daraus resultierende Getränk ist ein starker, sehr süßer Kaffee, dem man die lange Zubereitungszeit anmerkt.
  • Türkei
    Mit dem Vormarsch des osmanischen Reiches gelangte neben dem Genussgetränk selbst auch die Kaffeekultur und das Kaffeehaus nach Europa. Letzteres ist auch heutzutage eine feste Instanz in der Türkei. Der dort ausgeschenkte türkische Kaffee wird aus sehr fein gemahlenen Bohnen in einem leicht konischen Kupferkesselchen, dem Ibrik oder Cezve, zubereitet. Ohne Filtern wird der Kaffee samt Satz ausgeschenkt und bei allen Temperaturen ungesüßt geschlürft.

 

Kaffee wird rund um die Welt genossen. Die Art und Weise, in der die aufgebrühten Bohnen zubereitet werden, ist meist eng mit Geschichte und Kultur verwoben. Ob klirrend kalt oder sengend heiß – schön, dass nirgends auf der Welt das Wetter die Freude der Menschen am Kaffee trüben kann. Und mit Blick auf die Gesundheit weiß der Genuss von Kaffee sogar mit einigen Vorteilen zu überraschen.

 

Quellen

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